Warum unternimmt die Bürgermeisterin nichts? Immer mehr Ghettos in Rosenheim!
Die Wohnungsnot, die bisher hauptsächlich in deutschen Großstädten um sich greift, macht auch vor Rosenheim nicht halt. Es entstehen immer mehr heruntergekommene Armenviertel. Ein Ortsbesuch.
Die Ellmaierstraße in Rosenheim. Wo vor 10 Jahren noch eine grüne Liegewiese am Ufer des Inn war, steht mittlerweile das bekannteste Armenviertel Rosenheims. Wir treffen uns mit dem 35-jährigen Julian S., der seit zwei Jahren hier unterkommen muss. Mit einem Jahresnettoeinkommen von nur 170.000€ zählt er zu den ärmsten Einwohnern der Ellmaierstraße.
„Als das Viertel gebaut wurde, war es für mich noch ein guter Kompromiss zwischen einer kleinen 10-Zimmer-Wohnung auf dem Samerberg und einem Wohnsitz unter der Brücke“, sagt der gelernte Irgendwas-mit-Medien-Kaufmann (Rosencrime24 hat schon früher über die neue U-Bahn-Station am Samerberg und Luxuswohnungen unter der Mangfallbrücke berichtet). „Das acht-Zimmer-Penthouse hier kann aber nur eine Übergangslösung sein“.
Seitdem geht es mit dem Viertel bergab, meint Julian S. Andere Rosenheimer würden sich sich kaum noch für einen Spaziergang in den sozialen Brennpunkt wagen. „Man kommt sich schon etwas aussätzig vor hier“, meint er. Auch die Stadt selbst vernachlässigt die verarmte Gegend. Wenn die Anwohner ihren Rasen gemäht oder die Hecken geschnitten haben wollen, müssen sie für teures Geld einen Landschaftsarchitekten bestellen.
Die Nachbarn vertrauen sich auch untereinander kaum. Beim täglichen Champagnerempfang auf der Sonnenterrasse bekommen wir die übelsten Anschuldigungen zu hören. „Dieser Schmidt mit seinem VW Up denkt wohl, er ist was besseres!“, motzt Egbert N., der selbst einen ranzigen alten Audi R8 fährt.
Verärgert ist der Geringverdiener außerdem darüber, dass die neue Rosenheimer S-Bahn nur am Innspitz Halt macht, und nicht in der Ellmaierstraße. Ganze drei Gehminuten muss er jeden Tag investieren. Zudem muss er da an den Jugendlichen Spinnern vorbei, die jeden Tag am Innspitz grillen. „Das ist doch verboten dort! Jeden Tag rufe ich die Polizei, aber die unternimmt einfach nichts!“, schimpft er.
Unklar ist, warum die Bürgermeisterin und der Stadtrat nicht eingreifen. Die Schere zwischen Arm und Reich geht hier immer weiter auseinander, und das Viertel an der Ellmaierstraße liegt genau dazwischen. Von den Superreichen nicht ernst genommen und von armen Neureichen verachtet, bleibt den Bewohnern als einzige Beschäftigung das Melden von Bagatelldelikten. Ein wirklich trostloses Leben.